« Kleiner Briefkasten die Gartenlaube 1889 » : différence entre les versions
mAucun résumé des modifications |
mAucun résumé des modifications |
||
Ligne 1 : | Ligne 1 : | ||
<br> Dies | <br> Eine absolute Spezialität sind die weißen frisch schwarz Glattes Trüffel aus Alba. Dies Bild kam aus der Sakristei der Klosterkirche von Montoliveto (bei Florenz) vor wenigen Jahren unter dem Namen des Ghirlandajo in die Uffizigalerie und wurde sodann von den damaligen Direktoren der Galerie, den Herren Gotti und Campana, wenn auch nur dubitative dem großen Lionardo da Vinci zugeschrieben. Wäre Raffael noch einige Jahre länger in der Werkstatt und unter dem unmittelbaren Einfluß des Perugino geblieben, so würde er sich zweifellos so sehr in die Manier seines Meisters eingelebt haben, daß es ihm später schwere Mühe gekostet hätte, sich aus derselben wieder herauszuarbeiten. Auf Grund dieser Beobachtungen scheint mir die Vermuthung erlaubt, daß der junge Raffael im Atelier des Pinturicchio dieselbe Figur in verschiedenen Stellungen nach der Natur wahrscheinlich gemeinschaftlich mit seinem ältern Freunde Pinturicchio gezeichnet habe. 1) Eine knieende weibliche Figur mit sanft gesenktem Kopfe und gefalteten Händen. Unter den Lehrern des Ridolfo Ghirlandajo wird im Kataloge, ich weiß nicht aus welchem besonderen Grunde, auch Cosimo Rosseli, angeführt.<br><br><br> In diesem letztern Bilde, das Ridolfo Ghirlandajo etwa im Jahre 1505 für’s Haus Antinori gemalt, und auf dem der „Gang nach Golgatha" dargestellt ist, können wir besser als anderswo den jungen Ridolfo in dieser seiner Frühepoche kennen lernen. Ist aber, so müssen wir hier fragen, dieses Bildniß wirklich das Werk Lionardo’s, wie der Katalog des Herrn Chiavacci uns glauben machen möchte, oder ist es nicht vielmehr ein Jugendwerk unser’s Ridolfo del Ghirlandajo? Trotz der Uebermalung und dem Schmutze erkennt man noch in dem landschaftlichen Grunde und an den gelben Felsen den Nachahmer des Pier di Cosimo. Allerdings ist das Gemälde verrieben, und haben namentlich der Mund und die Augenparthien der Maria durch Uebermalung gelitten, wie dies auch schon im Katalog bemerkt ist. 10 im Braun’schen Katalog. In allen Raffaelischen Madonnenbildern, deren Entstehung man in die folgenden Jahre 1505, 1506 und 1507 setzen darf, wie z. B. in jener unter Nummer 147 der Berliner Galerie, der Jungfrau im Grünen der Belvederegalerie von Wien, in der Madonna del Cardellino der Tribuna in Florenz u. s. f., sehen wir die Jungfrau mit dem Christkinde und dem kleinen Johannes in heiterer offener Landschaft vor uns. Ich mache meine jungen Freunde unter andern auf die zwei Bilder aufmerksam, von denen das eine die Nummer 82, das andere die Nummer 101 führt.<br><br><br> Von Fra Filippo Lippi, der sich besonders nach Masaccio ausgebildet zu haben scheint, sehen wir mehrere echte Madonnenbilder, von denen jenes mit der Nummer 69 als das für diesen Meister charakteristischste und zugleich besterhaltene mir erscheint. Es trägt die Nummer 90 und stellt Maria mit dem Christkinde dar mit zwei musizirenden Engeln. 3) Zwei von den drei Grazien der antiken Marmorgruppe, einst in der Libreria des Domes, gegenwärtig in einem Zimmer des bischöfl. Männer darstellt, von denen drei auf eine Lanze sich stützen, liefert uns, meine ich, den besten Beweis für die Richtigkeit dieser Hypothese. Soviel ist zunächst gewiß, daß Pinturicchio in einem seiner sienesischen Fresken drei von diesen vier Burschen im Mittelgrunde angebracht hat, mit Modificationen der Zeichnung: Zum Beispiel der junge Krieger mit der Lanze und dem gelben Mäntelchen, welcher auf der Aktzeichnung von Raffael, fast im Profil gesehen, nach links schaut, hält in der Freske den Kopf nach rechts gewendet; der andere Bursche, der Führer, der mit rother Mütze den anderen voranschreitet, läßt im Freskobilde seinen auf die Spitze gestellten linken Fuß ganz sehen, während er auf dem Blatte Raffael’s anders gestellt ist, auch hält derselbe bei Pinturicchio den rechten Arm ausgestreckt und hat überdieß einen Stock in der Hand, Einzelheiten, welche auf der Zeichnung Raffael’s anders sich darstellen.<br><br><br> Hand und Ohrform bezeichnend für diesen Meister. Die spitze, feine Feder, deren sich der Meister für diese Zeichnung bediente, ist dieselbe, die er bei der Ausführung der meisten seiner Handzeichnungen in der venezianischen Akademie gebrauchte. Aehnliche Kompositionen von ihm besitzt die Gemäldesammlung der florentinischen Akademie. 2. Einige von den musicirenden Engeln in diesem Gemälde sind von den Engeln des Perugino inspirirt, die Pietro in seinem schönen Bilde anbrachte, welches er im Jahre 1500 für die Mönche von Vallombrosa malte, und das gegenwärtig in der Akademie von Florenz seinen Platz gefunden hat. Ich stimme mit vollem Herzen in das Lob ein, das Herr Direktor Meyer mit dem ihm eigenen feinen Kunstsinn diesem Bilde zollt. Wenn wir in den Madonnen di casa Tempi, del Granduca und in den Bildnissen der Ehegatten Doni eine Art Rückkehr zur Weise des Timoteo wahrzunehmen Gelegenheit hatten, so sehen wir in der Jungfrau im Grünen und mehr noch in dieser Madonna del Duca di Terranova in Raffael neben florentinischen Einflüssen auch Peruginische Eindrücke wieder wach werden, wie dies zu meiner Freude auch Herr Doktor Julius Meyer bemerkt. 2, 3, 4) sind hier verschwunden, und die Fleischtöne haben eine hellere Färbung angenommen, die mehr der Carnation in den Bildern des Timoteo als des Perugino ähnlich ist.<br> |
Version du 11 novembre 2024 à 08:24
Eine absolute Spezialität sind die weißen frisch schwarz Glattes Trüffel aus Alba. Dies Bild kam aus der Sakristei der Klosterkirche von Montoliveto (bei Florenz) vor wenigen Jahren unter dem Namen des Ghirlandajo in die Uffizigalerie und wurde sodann von den damaligen Direktoren der Galerie, den Herren Gotti und Campana, wenn auch nur dubitative dem großen Lionardo da Vinci zugeschrieben. Wäre Raffael noch einige Jahre länger in der Werkstatt und unter dem unmittelbaren Einfluß des Perugino geblieben, so würde er sich zweifellos so sehr in die Manier seines Meisters eingelebt haben, daß es ihm später schwere Mühe gekostet hätte, sich aus derselben wieder herauszuarbeiten. Auf Grund dieser Beobachtungen scheint mir die Vermuthung erlaubt, daß der junge Raffael im Atelier des Pinturicchio dieselbe Figur in verschiedenen Stellungen nach der Natur wahrscheinlich gemeinschaftlich mit seinem ältern Freunde Pinturicchio gezeichnet habe. 1) Eine knieende weibliche Figur mit sanft gesenktem Kopfe und gefalteten Händen. Unter den Lehrern des Ridolfo Ghirlandajo wird im Kataloge, ich weiß nicht aus welchem besonderen Grunde, auch Cosimo Rosseli, angeführt.
In diesem letztern Bilde, das Ridolfo Ghirlandajo etwa im Jahre 1505 für’s Haus Antinori gemalt, und auf dem der „Gang nach Golgatha" dargestellt ist, können wir besser als anderswo den jungen Ridolfo in dieser seiner Frühepoche kennen lernen. Ist aber, so müssen wir hier fragen, dieses Bildniß wirklich das Werk Lionardo’s, wie der Katalog des Herrn Chiavacci uns glauben machen möchte, oder ist es nicht vielmehr ein Jugendwerk unser’s Ridolfo del Ghirlandajo? Trotz der Uebermalung und dem Schmutze erkennt man noch in dem landschaftlichen Grunde und an den gelben Felsen den Nachahmer des Pier di Cosimo. Allerdings ist das Gemälde verrieben, und haben namentlich der Mund und die Augenparthien der Maria durch Uebermalung gelitten, wie dies auch schon im Katalog bemerkt ist. 10 im Braun’schen Katalog. In allen Raffaelischen Madonnenbildern, deren Entstehung man in die folgenden Jahre 1505, 1506 und 1507 setzen darf, wie z. B. in jener unter Nummer 147 der Berliner Galerie, der Jungfrau im Grünen der Belvederegalerie von Wien, in der Madonna del Cardellino der Tribuna in Florenz u. s. f., sehen wir die Jungfrau mit dem Christkinde und dem kleinen Johannes in heiterer offener Landschaft vor uns. Ich mache meine jungen Freunde unter andern auf die zwei Bilder aufmerksam, von denen das eine die Nummer 82, das andere die Nummer 101 führt.
Von Fra Filippo Lippi, der sich besonders nach Masaccio ausgebildet zu haben scheint, sehen wir mehrere echte Madonnenbilder, von denen jenes mit der Nummer 69 als das für diesen Meister charakteristischste und zugleich besterhaltene mir erscheint. Es trägt die Nummer 90 und stellt Maria mit dem Christkinde dar mit zwei musizirenden Engeln. 3) Zwei von den drei Grazien der antiken Marmorgruppe, einst in der Libreria des Domes, gegenwärtig in einem Zimmer des bischöfl. Männer darstellt, von denen drei auf eine Lanze sich stützen, liefert uns, meine ich, den besten Beweis für die Richtigkeit dieser Hypothese. Soviel ist zunächst gewiß, daß Pinturicchio in einem seiner sienesischen Fresken drei von diesen vier Burschen im Mittelgrunde angebracht hat, mit Modificationen der Zeichnung: Zum Beispiel der junge Krieger mit der Lanze und dem gelben Mäntelchen, welcher auf der Aktzeichnung von Raffael, fast im Profil gesehen, nach links schaut, hält in der Freske den Kopf nach rechts gewendet; der andere Bursche, der Führer, der mit rother Mütze den anderen voranschreitet, läßt im Freskobilde seinen auf die Spitze gestellten linken Fuß ganz sehen, während er auf dem Blatte Raffael’s anders gestellt ist, auch hält derselbe bei Pinturicchio den rechten Arm ausgestreckt und hat überdieß einen Stock in der Hand, Einzelheiten, welche auf der Zeichnung Raffael’s anders sich darstellen.
Hand und Ohrform bezeichnend für diesen Meister. Die spitze, feine Feder, deren sich der Meister für diese Zeichnung bediente, ist dieselbe, die er bei der Ausführung der meisten seiner Handzeichnungen in der venezianischen Akademie gebrauchte. Aehnliche Kompositionen von ihm besitzt die Gemäldesammlung der florentinischen Akademie. 2. Einige von den musicirenden Engeln in diesem Gemälde sind von den Engeln des Perugino inspirirt, die Pietro in seinem schönen Bilde anbrachte, welches er im Jahre 1500 für die Mönche von Vallombrosa malte, und das gegenwärtig in der Akademie von Florenz seinen Platz gefunden hat. Ich stimme mit vollem Herzen in das Lob ein, das Herr Direktor Meyer mit dem ihm eigenen feinen Kunstsinn diesem Bilde zollt. Wenn wir in den Madonnen di casa Tempi, del Granduca und in den Bildnissen der Ehegatten Doni eine Art Rückkehr zur Weise des Timoteo wahrzunehmen Gelegenheit hatten, so sehen wir in der Jungfrau im Grünen und mehr noch in dieser Madonna del Duca di Terranova in Raffael neben florentinischen Einflüssen auch Peruginische Eindrücke wieder wach werden, wie dies zu meiner Freude auch Herr Doktor Julius Meyer bemerkt. 2, 3, 4) sind hier verschwunden, und die Fleischtöne haben eine hellere Färbung angenommen, die mehr der Carnation in den Bildern des Timoteo als des Perugino ähnlich ist.